Der Weg des Buddhas hat einzig zum Ziel, das unwandelbare Glück vollkommenen Erwachens zu erreichen und allen Wesen zu demselben Glück zu verhelfen“ (Gendün Rinpotsche)
Entstehung des Buddhismus
Der Buddhismus ist eine der fünf Weltreligionen.
Er geht zurück auf den indischen Meister Siddharta Gautama (später Buddha genannt), der vor 2500 Jahren lebte. Dieser erhielt die umfassende Ausbildung eines Thronfolgers und lebte in den königlichen Palästen seines Vaters, abgeschirmt von der harten Wirklichkeit der Welt. Auf vier legendären Ausfahrten sah er aber die Leiden des Lebens – Alter, Krankheit und Tod – und begegnete zudem einem Wanderasketen, der ihn zutiefst berührte. Von da an widmete er sein Leben der Frage:
Wie können Menschen dauerhaftes Glück erlangen und frei von allem Leid werden? Als Wandermönch zog er durch Nordindien und lernte bei den bedeutendsten Meistern seiner Zeit. Doch bald erreichte er deren Grenzen. Daraufhin übte er sechs Jahre lang härteste Askese, aber auch die führte ihn nicht zum Ziel.
Mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und beseelt vom Wunsch, für alle Lebewesen einen Weg zum Glück zu finden, ging er seinen eigenen Weg. Im Alter von 35 Jahren fand er durch vollkommen natürliche, aber unerschütterliche Meditation die Einsicht in die grundlegende Natur der Dinge, die Befreiung von aller Ichbezogenheit. Er entdeckte die höchste, durch nichts bedingte Freude und vollkommene Liebe. Da er alle Erscheinungen der Welt und damit auch das Leid als traumartige Illusion erkannte, wurde er fortan „Buddha“, der „Erwachte“, genannt. Er erwachte zu der Erkenntnis, dass Leid auf der irrigen Annahme eines festen Wesenskernes, eines Ich, beruht. Diese Ich-Illusion löste sich im Erkennen des zeitlosen, dynamischen Gewahrseins auf, das die eigentliche Natur unseres Geistes ist. Zugleich sah er, wie die auf Ichbezogenheit beruhenden Handlungen einen Ursache-Wirkungs-Kreislauf bedingen, aus dem nur die Hinwendung zu anderen und das Auflösen dieser Ich-Illusion befreien.
„Unsere Existenz ist ebenso vergänglich wie die Herbstwolken. Dem Geborenwerden und Sterben der Wesen zuzusehen ist, als würde man die Bewegungen eines Tanzes verfolgen. Die Lebenszeit gleicht einem Gewitterblitz am Himmel. Sie fällt unaufhaltsam ihrem Ende entgegen, ohne Wiederkehr, wie Wasser einen steilen Berg hinabstürzt.“ (Gautama Buddha)
Buddhismus praktizieren
Jeder Mensch hat die Möglichkeit, durch ausdauernde Praxis die Mechanismen der Ichbezogenheit aufzulösen, sich aus leidvoller Täuschung zu befreien und wie der Buddha Erleuchtung zu erlangen. Auf dem buddhistischen Weg geht es um ein praktisches Erforschen und Erkennen der Wirklichkeit durch die dreifache Praxis von Studium, Kontemplation und Meditation. Es ist ein Weg zunehmender Öffnung des Herzens in die „Einheit von Mitgefühl und Weisheit“.
„Es geht nicht darum, andere oder die Welt zu ändern, sondern darum, den eigenen Geist zu meistern.“ (Gendün Rinpotsche)
Der Buddha forderte seine Schüler zum persönlichen Prüfen seiner Befreiungslehre auf. Wer selber erkennt, wie die eigene Geisteshaltung alle Erfahrungen von Glück und Leid bedingt, ist motiviert, sich aus ichbezogener Verstrickung zu lösen.
Von Buddha ausgehend entstanden Linien authentischer Meister, die bis heute in ununterbrochener Kette die lebendige Erfahrung des Erwachens vermitteln. Diese Meister sprechen aus eigener Erfahrung, wenn sie die Weisheit Buddhas an Schüler weitergeben. Dabei wird die immer gleiche tiefe Weisheit in unterschiedlichem Gewand vermittelt, entsprechend den Kulturen, in die sich die Lehren ausbreiten. Aus der lebendigen Begegnung mit erwachten Lehrern schöpfen Schüler die Motivation für ihren Weg.
Der historische Buddha ist vor 2500 Jahren gestorben, aber „Erwachte“ lehren auch heute noch.
Die buddhistischen Richtungen
Wir unterscheiden grob zwischen Theravada, Mahayana und Vajrayana Buddhismus. Der Theravada Buddhismus, die „Schule der Älteren“, ist vor allem in Sri Lanka, Thailand, Burma und Laos verbreitet und wird auch Südlicher Buddhismus genannt.
Der Mahayana Buddhismus, das „Große Fahrzeug“, hat sich von Nordindien nach China, Japan, Vietnam und Korea ausgebreitet und wird auch Nördlicher Buddhismus genannt. Er betont die Geisteshaltung eines Bodhisattva, der bereit ist, solange Geburt anzunehmen und allen Wesen zu helfen, bis sie alle das Erwachen erlangt haben. Im Westen ist unter den Mahayana Schulen vor allem das Zen bekannt.
Der Vajrayana Buddhismus, das „Diamantfahrzeug“, gehört zum Mahayana und kommt vor allem aus Tibet zu uns. Er gilt aufgrund seiner geschickten Mittel, wie dem Arbeiten mit Visualisationen und Mantren, als besonders wirksam im Auflösen der Ich-Illusion und ist von daher ein intensiver, schneller Weg zur Befreiung.
„Ein Bodhisattva interessiert sich für andere und ist betroffen, wenn sie leiden. Er wünscht ihnen von Herzen, glücklich und frei von Leid zu sein. Wenn sie Glück erfahren, freut er sich zutiefst, denn ihr Glück ist sein einziges Anliegen. Wo solches Wohlwollen vorhanden ist, verschwindet jegliche Art von Eifersucht und Wettbewerb, ebenso auch Stolz, Zorn und Neid. Ein Bodhisattva hat nicht mehr den Wunsch, besser oder glücklicher zu sein als andere. In seinem Herzen ist kein Raum mehr für Eifersucht und so erlebt er anhaltende Freude, wahren tiefen Frieden und Stabilität.“ (Gendün Rinpotsche)